EU-Offshore-Strategie
Der Vorschlag der Kommission für eine EU-Strategie zur Nutzung des Potenzials der erneuerbaren Offshore-Energie für eine klimaneutrale Zukunft enthält bereits viele positive Elemente, Cornelia Ernst, energiepolitische Sprecherin der Delegation DIE LINKE im Europaparlament setzt sich für weitere Verbesserungen ein.
Der Übergang zu einem neuen Energiesystem bietet neben Herausforderungen auch große Chancen für eine bessere Zukunft, denn ein Energiesystem der Zukunft auf Grundlage erneuerbarer Energien eignet sich besonders für eine dezentrale Energieerzeugung und -nutzung. Dies wiederum kann sogenannte Energiegemeinden, Genossenschaften, Kooperativen, Eigenenergieproduzent*innen (Prosumer), Mieterstrom oder Re-Kommunalisierung begünstigen. Das ist wichtig für eine sozial-ökologische Transformation unsere Gesellschaft und sollte bei der Energiewende stets an erster Stelle stehen.
Dennoch ist der Ausbau erneuerbarer Offshore Energien für die Energiewende dringend notwendig. An Land fehlt oft der Platz um den Bedarf der Industrie an Erneuerbarem Strom zu decken, zudem produzieren Offshore Windanlagen deutlich mehr und kontinuierlicher Strom als Anlagen an Land. Dabei sind Offshore Erneuerbare nicht nur auf Windkraft begrenzt, Gezeitenkraftwerke, Wellenkraftwerke und Photovoltaikanlagen gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Außerdem können in der Offshore Industrie viele gute Arbeitsplätze entstehen, nicht nur bei Bau, Betrieb und Wartung sondern auch in der Industrie und Zulieferer, die die Anlagen produzieren . Zum Vergleich, der Betrieb von Windanlagen an Land erfordert im Schnitt 559 pro GW, Offshore Anlagen sogar 1.839 Arbeitsplätze, neue Braunkohlekraftwerke benötigen dagegen gerade einmal 250 Beschäftigte pro GW.
Die Expansion aufs Meer birgt aber auch Gefahren für die Meeresumwelt. Diese beginnen bereits bei den Baumaßnahmen gefolgt von Betrieb, Wartung und Rückbau der Anlagen. Je nach Standort, dem jeweiligen Meeresökosystem und gewählter Offshore-Technologie können Vögel, Meeressäugetiere, Fische und andere Lebewesen betroffen sein. Unter bestimmten Voraussetzungen hat sich aber auch gezeigt, dass Offshore- Anlagen als künstliche Riffe fungieren und somit Lebensraum für verschieden Meereslebewesen schaffen können. Das zeigt, bereits kleine menschliche Eingriffe in komplexe Meeresökosysteme können große Folgen haben und müssen deshalb weitsichtig geplant werden um die negativen Auswirkungen zu vermeiden.
Schwimmende Photovoltaik und Windanlagen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Sie können weit entfernt von Küsten in tieferen Gewässern beispielsweise im Atlantik werden, die sich nicht für konventionelle Anlagen eignen. Windanlagen profitieren dabei auch von besseren Wind Verhältnissen, die sie effizienter machen und die größere Entfernung zu Küsten und Vogelhabitaten verringert die Gefahren für die Vogelwelt.
Neue Anlagen entstehen zu lassen ist dabei das geringste Problem, denn so gewonnener Strom muss über weite Distanzen an Land gelangen und die dafür notwendige Flächen- und Anbindungsplanung dauert deutlich länger als der eigentliche Bau neuer Anlagen. Erschwerend kommt derzeit hinzu, dass die Mitgliedsstaaten gewissermaßen jeweils ihr eigenes Süppchen kochen da sie auf ihre jeweiligen Hoheitsgebiete beschränkt sind.
Das alles braucht Zeit, die uns der Klimawandel nicht lässt. Flächen- und Anbindungsplanung, die die Bedürfnisse von Offshore Erneuerbaren, Seefahrt, Fischerei, Tourismus und Umweltschutz in Einklang bringen müssen deshalb frühzeitig und mit konkreten langfristigen Ausbauzielen für 2030, 2040 und 2050 vor Augen in Angriff genommen werden. Das kann mit einer gemeinsamen EU-Offshore-Strategie gelingen, die in der Lage ist die Meeresumwelt effektiv und grenzüberschreitend zu schützen und am besten geeigneten Flächen für Offshore Wind zu erschließen. Zusätzlich müssen die Voraussetzungen für Binnenstaaten und Regionen ohne eigene Küstenanbindung geschaffen werden, um sich an dem Ausbau der Offshore Erneuerbaren zu beteiligen sei es durch eine Europäische Industriestrategie, die Arbeitsplätze schafft oder durch bilaterale Verträge durch die sich Binnenstaaten an dem Ausbau von Offshore-Anlagen beteiligen können, um auch ihre Bürger*innen und Unternehmen mit grünem Strom aus dem europäischen Netz zu versorgen.