Cornelia Ernst, industrie- und energiepolitische Sprecherin von Die Linke im Europaparlament, erklärt zur heutigen EP-Abstimmung über die EU-Gasbinnenmarktrichtlinie: „Die Gasbinnenmarktrichtlinie zeigt, dass die fossile Ära der EU mitnichten vorüber ist, denn das Gesetz hält noch immer einige Schmankerl für die fossile Industrie bereit. Dass Verträge für fossiles Gas beispielsweise eine Laufzeit bis zum Jahr 2049 haben können, ist angesichts dessen, dass die EU ein Jahr später klimaneutral sein will, schwer vermittelbar und beschädigt die Glaubwürdigkeit der Klimaziele.
Ebenso problematisch ist, dass die EU weiterhin auf Wasserstoff setzt, der mit fossilem Gas hergestellt wird. Die Rede von kohlenstoffarmem Wasserstoff ist hier Schönfärberei, denn die Klimakrise wird dennoch weiter angeheizt. Unabhängig davon, was man von dieser Mogelpackung hält: Wichtig ist nun, dass der delegierte Rechtsakt zur Definition von kohlenstoffarmem Wasserstoff klare und ehrgeizige Vorgaben enthält. Stichworte sind hier CO2-Abscheidungsrate, Methanleckagen und Datenerhebungen. Angesichts Hunderter Treffen, die die Kommission allein während der laufenden Legislaturperiode mit Vertreter*innen der Gas-Industrie abgehalten hat, besteht die Gefahr, dass die fossile Lobby massiven Einfluss auf den delegierten Rechtsakt nehmen wird.
Die Gasbinnenmarktrichtlinie bleibt auch hinsichtlich des Verbraucherschutzes unter ihren Möglichkeiten. Verbraucherschutz wird weitestgehend den Mitgliedsstaaten überlassen, anstatt klare Vorgaben zu machen. Anstatt Gassperren bei vulnerablen Haushalten einfach zu verbieten, sollen Mitgliedsstaaten Maßnahmen treffen, um diesen vorzubeugen – sich darauf zu verlassen, ist fahrlässig! Ebenso wird auf einen permanenten Gaspreisdeckel verzichtet. Lediglich in Krisensituationen sollen Mitgliedsstaaten Eingriffe in den Gaspreis vornehmen können, wobei die Kriterien für die Ausrufung einer Energiepreiskrise in der Praxis kaum zu erfüllen sind. Zusammengefasst bedeutet dies: Anstatt auf Preisinterventionen zu setzen, sollen Mitgliedsstaaten lieber öffentliche Gelder mobilisieren, um potentielle Krisen abzufedern. Die Gewinne der Gas-Unternehmen sollen aber nicht angetastet werden. Das ist perfide: Aus der Energiepreiskrise, in der viele Menschen unter horrenden Gaspreisen litten und Konzerne Übergewinne scheffelten, wurde nicht gelernt!“… Weiterlesen